Das 1×1 der Kreislaufwirtschaft: Was Sie wissen müssen
Neuester Trend oder dauerhafter Faktor? Lesen Sie, was die Kreislaufwirtschaft für Sie und Ihr Unternehmen bedeutet.
Über den größten Teil der menschlichen Geschichte hinweg war unsere Wirtschaft linear. Wir nehmen Rohmaterialien, stellen Produkte oder Substanzen her, verwenden diese und entsorgen das meiste (wenn nicht alles) des Verwendeten als Abfall. Im Zuge der Veränderungen unseres Planeten und der wachsenden Erdbevölkerung ist dieses verschwenderische Modell jedoch nicht mehr brauchbar. Wir schaden der Biodiversität, indem wir zu viele regenerative Ressourcen verbrauchen. Begrenzte Ressourcen haben wir schon fast komplett aufgebraucht.
Als Reaktion darauf entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten das Konzept einer „Kreislaufwirtschaft“ von einer Randtheorie hin zu einer idealen Zielsetzung. Aber was ist eine Kreislaufwirtschaft? Wie passt die Idee der Zirkularität zu einer Wirtschaft, die seit Jahrhunderten linear verläuft? Und wie sieht sie in der Praxis für Branchen wie beispielsweise Herstellung und Einzelhandel aus? Sehen wir es uns an.
Was ist eine Kreislaufwirtschaft?
In einer idealen Welt ist eine Kreislaufwirtschaft eine, in der nichts auf der Mülldeponie landet. Erneuerbare und begrenzte Ressourcen werden unterschiedlich behandelt, um ihre nutzbare Lebensdauer zu verlängern. Einige erneuerbare Substanzen können beispielsweise aus ihrer ursprünglichen Form in Biogas umgewandelt oder anaerob abgebaut (um nur zwei der vielen verfügbaren Optionen zu nennen) oder aber einfach für Bauteile oder Produkte wiederverwertet werden. Laut der MacArthur Foundation könnte dieser Wandel hin zur Zirkularität „uns die Mittel an die Hand geben, dem Klimawandel und dem Verlust der Biodiversität entgegenzuwirken … und dabei gleichzeitig wichtige soziale Bedürfnisse zu erfüllen“.
In einer Kreislaufwirtschaft werden begrenzte Ressourcen recycelt, wiederaufgearbeitet und gepflegt, um sie bis ins Letzte für vielfältige Anwendungen zu nutzen. Das Ziel einer Kreislaufproduktion besteht darin, Produkte zu schaffen, die haltbar und auf Reparaturfähigkeit hin konzipiert sind. Produkte werden so lange wie möglich repariert. Ihre entsorgten Einzelteile werden wiederaufgearbeitet und wiederverwertet oder recycelt, um Elemente zu extrahieren, die wieder in den Fertigungsprozess einfließen.
In Wirklichkeit werden natürlich immer noch Rohmaterialien verbraucht und es entsteht Abfall, der auf Müllhalden gebracht oder verbrannt wird – beides jedoch in geringeren Mengen. Gemeinden könnten Technologien einsetzen, um ihre knappen Ressourcen effektiver zu nutzen. Dadurch erhielten mehr Menschen Zugang zu lebensnotwendigen Gütern. Und weltweit können wir selbst in Regionen, die nicht von Knappheit betroffen sind, den Schaden vermindern, den wir dem Planeten zufügen.
Warum haben wir keine Kreislaufwirtschaft?
Unsere weltweite Wirtschaft ist seit langem linear – ein „Nehmen-Herstellen-Entsorgen“-Modell. So hat sie allerdings nicht begonnen. In alten Zivilisationen wurden Ressourcen wahrscheinlich recycelt und wiederverwertet, da das Sammeln von Rohmaterial und Herstellen neuer Güter arbeitsaufwendig und langsam war. Die ersten offiziellen Aufzeichnungen von Papierrecycling stammen beispielsweise aus dem Japan des 11. Jahrhunderts.
Durch die industrielle Revolution wurde es möglich, Produkte in großen Mengen schnell und einfach zu produzieren und zu verkaufen. Rohmaterialien konnten mit erstaunlichem Tempo erschlossen werden. Hersteller konnten somit neu gewonnene Substanzen verarbeiten, wann immer sie wünschten. Kostspieliges und beschwerliches Recyceln von Ressourcen, das Prozesse verlangsamte, erübrigte sich.
In diesem Zeitalter des Konsumdenkens wurden schnelldrehende Konsumgüter im Markt eingeführt. Viele davon werden noch immer mit kurzer Lebensdauer konzipiert, um die Gewinne durch erneute Käufe zu maximieren – bekannt als geplante Obsoleszenz. Weltweit sehen Gesetze nunmehr weitgehend ein „Wiederverwertungsmodell“ für die Wirtschaft vor – das heißt also, dass Produkte recycelt und wiederverwendet werden. Es fallen jedoch noch immer erhebliche Abfallmengen von nicht reparierbaren oder Einweggütern an.
Warum müssen wir eine Kreislaufwirtschaft einführen?
Es gibt zwei Hauptfaktoren, die den Wandel hin zu einer Kreislaufwirtschaft erforderlich machen. Aufgrund der weltweiten Bevölkerungsexplosion können die natürlichen Ressourcen kaum mit dem Nutzungsgrad Schritt halten. Einige begrenzte Ressourcen werden binnen Jahrzehnten aufgebraucht sein, andere Ressourcen schaffen es fast nicht mehr, im selben Maße wie der Verbrauch nachzuwachsen bzw. sich zu regenerieren. Laut Berichten des WWF hat Waldverlust, häufig eine Folge der Rohmaterialgewinnung wie z. B. Palmöl, 10 % der globalen Erwärmung verursacht.
Der andere Umstand, der die Einführung einer Kreislaufwirtschaft unerlässlich macht, ist die Auswirkung unseres Abfalls. Mülldeponien erzeugen riesige Mengen von CO2. Damit tragen sie zum Klimawandel bei, während sie gleichzeitig Lebensraum der Tierwelt einnehmen. Noch schädlicher sind Plastikabfälle, die in unsere Flüssen und Meeren gelangen: Sie tragen zu Meeresverschmutzung und erstickenden Korallenriffen bis hin zu Mikroplastik bei, das in unseren Lebensmitteln und somit letztendlich in unseren Körpern landet.
Warum das für Hersteller und Händler von Bedeutung ist
Im Rahmen der globalen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Abfallreduzierung erwägen zahlreiche Länder und Regionen Gesetze, die Hersteller und Händler stärker unter Druck setzen. Frankreich hat als erstes Land einen „Reparatur-Index“ eingeführt. Er verlangt von Herstellern elektronischer Geräte sowie bestimmter Haushaltsgeräte anzugeben, wie einfach diese zu reparieren sind. So können Verbraucher nachhaltigere Entscheidungen treffen.
Dem Index vorangegangen war das Anti-Abfall-Gesetz 2020, in dem eine Transformation der Produktion bereits ab der Entwicklungsphase vorgesehen ist. Das Gesetz ist ambitioniert angelegt, mit Zielen wie dem allmählichen Abschaffen von Einweg-Plastikverpackungen bis 2040 sowie einem strikten Verbot geplanter Obsoleszenz. Bis 2024 soll der Index sich zu einem Haltbarkeits-Index entwickeln. Hersteller müssen dann die geplante Lebensdauer ihres Produkts genau angeben.
Frankreich steht in dieser Hinsicht bei weitem nicht allein da. Das Vereinigte Königreich hat 2020 sein Kreislaufwirtschaftspaket eingeführt, und die USA betonen in ihrer National Recycling Strategy die Notwendigkeit eines zyklischen Produktionsmodells. Die EU ist mit der Einführung ihres digitalen Produktpasses sogar noch weiter gegangen. Diese Initiative wird die Anforderungen an die Herstellung weit über den Handelsblock hinaus komplett verändern und den Weg für eine Zukunft bereiten, in der die Nachverfolgbarkeit von Produkten als Standard vorausgesetzt wird.
Wie PIM die Kreislaufwirtschaft unterstützt
Um den gesetzlichen Vorschriften ebenso wie der Kundennachfrage nach nachhaltigeren Produkten gerecht zu werden, müssen Hersteller und Händler sich überlegen, wie sie ihre Abläufe stärker zyklisch strukturieren können. Eine robuste PIM-Lösung kann alle Produktinformationen von der Beschaffung bis hin zur Außerbetriebnahme und letztendlich zum Recycling erfassen und verbreiten. Dadurch wird vollständige Transparenz erreicht – vom Anteil recycelter Materialien in einem Produkt bis hin zu Angaben darüber, ob die einzelnen Produktelemente recycelt und wiederverwertet werden können oder auf einer Mülldeponie entsorgt werden müssen.
Mit der richtigen PIM-Lösung sind künftige Anforderungen an Nachverfolgbarkeit und Transparenz einfacher zu erfüllen, da Informationen über Ihre gesamte Produktlieferkette an einem einzigen, zugänglichen Ort aufbewahrt werden können. Erfahren Sie, wie inriver Sie bei Ihrem Wandel hin zur Zirkularität unterstützen kann. Buchen Sie eine Vorführung, um unsere Software im Einsatz zu erleben.