Digitaler Produktpass: Der Weg zur Nachhaltigkeit
Erleichtern Sie den Weg zur Rückverfolgbarkeit auf Produktebene mit DPP-Konformität
Ab 2024 werden sich die neuen Rechtsvorschriften der Europäischen Union auf die Transparenz und Nachhaltigkeit von Lieferketten auswirken – und Marken und Hersteller müssen darauf vorbereitet sein.
Sichere Konformität mit dem Digitalen Produktpass für jede Phase Ihrer Product Journey
Nachhaltigkeit ist eines der heißesten Themen in der Geschäftswelt. Seit Jahren reden Verbraucher, Regierungen und Branchenführer über die Notwendigkeit, Ressourcen zu schonen, intelligentere Produktionsmethoden zu finden und verantwortungsbewusstere Entscheidungen zu treffen.
Alle diese Worte werden jetzt endlich in Taten umgesetzt. Ein klares Zeichen dafür ist, dass das Streben hin zu einer Kreislaufwirtschaft jetzt zunehmend im Mainstream ankommt. Dieses Konzept stellt den herkömmlichen linearen (Herstellung > Nutzung > Entsorgung) Produktlebenszyklus in Frage. Stattdessen befürwortet es die Bildung eines endlosen Produktionskreislaufs, in dem Produkte und Materialien kontinuierlich wiederverwendet und umfunktioniert statt weggeworfen werden.
Auch staatliche Vorschriften führen uns in eine neue Zeit der größeren Nachhaltigkeit. Die kalifornische Proposition 65 ebnete vor einigen Jahren den Weg. Sie forderte, dass die Verwendung bestimmter Chemikalien auf Produktetiketten anzugeben ist. In Europa führt die Europäische Union (EU) den langerwarteten digitalen Produktpass (DPP) ein, der für striktere Nachhaltigkeitsberichterstattung sorgen wird.
Aber was bringt der DPP mit sich? Und noch wichtiger: Was bedeutet er für Ihr Unternehmen?
Was ist ein digitaler Produktpass?
Wie der reisefreudige Namensvetter wird auch der digitale Produktpass zu einem unerlässlichen Dokument werden, das ein Produkt auf seinem Lebensweg begleitet und Daten von der Materialbeschaffung und -gewinnung bis hin zum End-of-Life-Recycling konsolidiert. Anstatt eines Papierhefts wird der DPP jedoch in Form eines NFC-Chips, QR-Codes oder RFID-Tags dauerhaft an jedem Produkt angebracht sein.
Die Datenerfassung beginnt in der Designphase eines Produkts, in der die verarbeiteten Materialien, ihre Herkunft und der Herstellungsort des Produkts dokumentiert werden. Von diesem Zeitpunkt an wird der DPP kontinuierlich aktualisiert und zeigt beispielsweise an, wann und wo das Produkt verkauft wurde, ob es repariert wurde oder ob Einzelteile ersetzt wurden.
Über den Produktlebenszyklus hinweg kann jeder, der mit dem Produkt in Kontakt kommt – einschließlich Hersteller, Käufer und Reparaturpersonal – den DPP scannen und unverzüglich alle diese Basisdaten einsehen.
Mit Einführung des DPP wird eine wesentliche Herausforderung angegangen, die bisher einer Kreislaufwirtschaft im Wege stand: Transparenz. Der DPP bietet Stakeholdern in der Industrie sowie Verbrauchern umfassende Informationen über jeden Schritt in der Lieferkette eines Produkts und schafft die Grundlage für eine breite neue Vielfalt nachhaltiger Geschäftsmodelle.
Welche Daten werden in einem digitalen Produktpass gespeichert?
Die EU arbeitet aktuell noch alle Datenanforderungen aus, was unter anderem die Standardisierung von Definitionen und Datenerhebungspraktiken umfassen. Hier sind jedoch einige Beispiele, was ein DPP wahrscheinlich enthalten wird:
- Grundlegende Produktdaten: Produktname, Fabrikat, Modell, Chargennummer, Herstellungsdatum und Garantieangaben.
- Materialdaten: Einschließlich Herkunft der Rohmaterialien und Komponenten sowie die Lieferanten, von denen diese bezogen wurden.
- Eigentumsdaten: Angaben zu aktuellen und früheren Eigentümern (dies ist besonders für langlebige Produkte relevant, die oftmals weiterverkauft werden).
- Reparaturdaten: Angaben zur generellen Reparierbarkeit des Produkts sowie spezifische Reparaturvorgänge und die Gründe dafür.
- Nachhaltigkeitsdaten: Beispielsweise die CO2-Bilanz der Herstellungs- und Vertriebsprozesse sowie der Nutzungsphase.
Wen betrifft der digitale Produktpass?
Der digitale Produktpass wird sich ohne Zweifel erheblich auf Marken und Hersteller auswirken. Komplexe Produkte haben komplexe Lieferketten. Seit Jahren waren die Verbindungen zwischen den einzelnen Akteuren in diesen Ketten oft äußerst undurchsichtig.
Mit Einführung des DPP hat das ein Ende. Unternehmen können nicht mehr agieren, ohne Design, Produktion, Verwendung und Recyclingphasen ihrer Produkte eingehend zu kennen.
In der frühen Einführungsphase werden viele Marken und Hersteller vollständig überdenken müssen, wie sie ihre Geschäfte abwickeln – und mit wem. Nach der vollständigen Umsetzung wird der DPP Unternehmen jedoch wertvolle Informationen über ihre Ökobilanz bieten, das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen beschleunigen und ihnen ermöglichen, einen Aufpreis für verantwortungsbewusster gefertigte Produkte zu berechnen.
Darüber hinaus kommt der DPP auch anderen Akteuren in der Wertekette direkt zugute:
- Materiallieferanten werden für transparente Prozesse belohnt, bei denen der Schwerpunkt auf Umweltschutz und dem Wohlergehen der Arbeitskräfte liegt.
- Reparaturfachkräfte können die vollständige Reparaturgeschichte eines Produkts einsehen (einschließlich der Reparaturgründe) und neue Probleme besser diagnostizieren.
- Aufbereiter erhalten detaillierte Informationen zu Komponenten und Materialzusammensetzung, um Rücknahmeprogramme und Materialrückgewinnung zu optimieren.
- Staatliche und Regierungsbehörden verfügen über neue Normen und eine leicht zugängliche Möglichkeit, die Compliance zu überprüfen.
- Verbraucher und Endnutzer werden ermächtigt, bessere Kaufentscheidungen zu treffen und nachhaltige Verhaltensweisen wie Reparatur und Recycling verbessern.
Der DPP ist eine regulatorische Auflage der EU. Seine Konsequenzen werden jedoch weit über Europa hinaus reichen. Er gilt für jedes Produkt, das in der Region ge- oder verkauft wird (ungeachtet seines Herstellungsortes), und wird damit zu einer weltweit relevanten Norm.
Was ist die Zeitachse für den digitalen Produktpass?
Der DPP wird letztendlich für mindestens 30 Produktkategorien gelten, wird aber Sektor für Sektor eingeführt. Batterien – spezifisch solche für den industriellen Gebrauch und für Elektrofahrzeuge – werden als Musterfall dienen. Obwohl die Auflage erst 2026 verbindlich rechtskräftig wird, ergreifen Branchenorganisationen bereits die notwendigen Maßnahmen, um die Compliance sicherzustellen. Der erste Proof of Concept wurde auf dem diesjährigen Wirtschaftsforum in Davos vorgestellt.
Textilien und elektronische Geräte folgen anschließend. Das von der EU finanzierte Konsortium CIRPASS beaufsichtigt die Einführungspläne für alle drei Kategorien. Hier ein Überblick einiger wichtiger DPP-Termine, die Hersteller im Blick behalten sollten:
Produktkategorie | Erwartete DPP-Umsetzung | Verbundene Regulierung |
Batterien | Prototyp in Arbeit, Umsetzung beginnt 2024 | Neue EU-Batterieverordnung |
Textilien | Prototyp in Arbeit, Umsetzung beginnt 2024 | EU-Strategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien |
Elektronik | Prototyp in Arbeit, Umsetzung beginnt 2024 | Verordnung zum Ökodesign für nachhaltige Produkte |
Bauprodukte | Verordnung wurde 2022 beschlossen, DPP-Umsetzungsdatum noch nicht festgelegt | Bauprodukteverordnung |
Andere Produkte | Ankündigung 2024 | Richtet sich nach der endgültigen Fassung der Verordnung zum Ökodesign für nachhaltige Produkte |
Wie können Sie sich auf den digitalen Produktpass vorbereiten?
Auch wenn die endgültigen Termine noch nicht feststehen, ist eines sicher: Digitale Produktpässe werden bald zur Realität.
In der Zwischenzeit können Marken und Hersteller sich am besten vorbereiten, indem sie ihre Produktdaten in Ordnung zu bringen. Dazu gehört, klare Prozesse für die Datenerfassung und -speicherung zu definieren, Lieferanten über neue Transparenzanforderungen zu informieren und Wissenslücken zu identifizieren, die die Compliance verzögern könnten.
Der DPP ist ein weiteres Indiz dafür, dass nachhaltige Geschäftspraktiken nicht mehr wegzudenken sind. Aber die Einführung umweltfreundlicherer Praktiken ist nicht die einzige große Veränderung, die Marken und Herstellern in den kommenden Jahren bevorsteht. Rapide expandierende Kanäle, steigende Kundenanforderungen und neue Servicemöglichkeiten werden neue Herausforderungen mit sich bringen und neue Möglichkeiten für mehr Einnahmen bieten.
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